In diesem Blog geht es ums zukunftsfähige Gärtnern: um eine Gartengestaltung welche eine hohe Artenvielfalt ermöglicht und gleichzeitig Nahrung auch für Menschen erzeugt. Es geht also um den Anbau von Obst und Gemüse, Ernte und Verwertung, Experimente und Entdeckungen, um die Nutzung von Wildkräutern und um das Zusammenleben mit anderen Gartenbewohnern.
Was ist das für ein Garten?
Der Garten wird nach bio-veganen und permakulturellen Kriterien bewirtschaftet. Die Gartenarbeit dient der saisonalen (Teil-)Selbstversorgung mit Obst, Gemüse und Kräutern. Ein wesentlicher Punkt ist die mitweltethische Herangehensweise, die sich von anthropozentrischen Gartenkonzepten unterscheidet, welche Tiere als dem Menschen untergeordnet betrachten – was in unveganen Permakultur-Konzepten durchaus üblich ist. Im veganen Garten werden Tiere hingegen weder absichtsvoll getötet – denken wir etwa an den Einsatz von Pestiziden oder diversen Fallen – noch werden Stoffe aus der „Nutz“tierhaltung eingesetzt, wie Mist oder Schlachtabfälle zur Düngung. In unveganen Biogärten ist es durchaus üblich, Horn-, Haar-, Feder-, Knochen- oder Blutmehl zu verwenden. Das passiert oftmals unwissentlich, da diese Tierbestandteile meist in schlecht deklarierten Düngern oder aufgedüngten Universalerden enthalten sind – versteckt hinter Bezeichnungen wie „organischer Dünger“, „natürlicher NPK-Dünger“ oder „aus natürlichen Rohstoffen“.
Im veganen Garten kann die Bodenfruchtbarkeit mit Hilfe der Bodentiere, Mulch, Kompost, Gründüngung und einer angemessenen Fruchtfolge aufrecht erhalten werden. Für anspruchsvollere Pflanzen können ergänzend vegane Dünger hinzugezogen werden.
Auch werden keine „Nutz“tiere gehalten. In diesem Garten leben Menschen und Wildtiere in loser Gemeinschaft. Wie in einer Menschen-WG gibt es freudige und traurige Momente oder auch Konflikte, die es zu lösen gilt.
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ (Albert Schweitzer)
Das Gartengrundstück, auf dem auch unser Haus steht, befindet sich an der Nordsee und ist leider nur ca. 500m² groß. Es ist umgeben von hohen Bäumen – dadurch gibt es nur wenige sonnige Bereiche. In dem Garten befinden sich ausdauernde Stauden und Obstgehölze, Blumen und kleinere intensiv bewirtschaftete Segmente mit einjährigem Gemüse, das in Reihenfruchtfolge und Mischkultur angebaut wird. Die senkrechten Sonnenflächen (besser: Halbschattenflächen) an Haus- und Garagenwand werden von Tafelwein und Aprikosen genutzt. Darüber hinaus gibt es wilde Bereiche, die sogenannten „Tu Nichts-Zonen“ mit verschiedenen Wildkräutern und wildtierfördernden Elementen, wie zum Beispiel Nahrungsgehölze, eine Trockenmauer, Totholzhaufen, ein Gartenteich und zahlreiche Verstecke.
Sehr beeinflusst hat mein gärtnerisches Tun das Buch „Gärtnern im Biotop mit Mensch“ von den Klebers, das einen Ansatz für zukunftsfähiges Gärtnern vermittelt, bei dem es nicht nur das Naturschutz-Biotop gibt, in dem die Menschen möglichst ausgeschlossen werden, bei dem aber auch nicht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund steht, sondern sein Tun Hand in Hand mit dem Naturschutz und der Förderung der Artenvielfalt geht. Dass diese Kooperation im wahrsten Sinne Früchte trägt, zeigen auch landwirtschaftliche Betriebe, die nach den Richtlinien für bio-veganen Anbau wirtschaften, denn intakte Ökosysteme bringen zugleich einen geringen „Schädlingsdruck“ mit sich – besser gesagt: Eine hohe Artenvielfalt vermeidet einseitiges Überhandnehmen einer bestimmten Tierart.
Warum „veganer Garten“? Ein Rückblick
Meine ersten permakulturellen Anbauexperimente starteten 2003 auf dem Balkon mit Tomaten, Kartoffeln, diversen Kräutern und Tafeltrauben. Im Jahr 2004 habe ich mich anlässlich der Idee, einmal eine kleine Ziegenherde zu haben, mit der Herkunft unserer Nahrungsmittel intensiver befasst. Ich war bis dahin 15 Jahre lang Ovo-Lakto-Vegetarierin und Ziegenkäsefan. Als mir klar wurde, dass für diesen Käse den Jungen die Muttermilch vorenthalten wurde und dass die männlichen Jungtiere quasi überhaupt keinen Wert mehr hatten, wurde ich vegan. Folglich wollte ich natürlich auch keine unveganen Stoffe oder Methoden in meinem Garten einbringen beziehungsweise anwenden.
Etwa zeitgleich abonnierte ich das Magazin „Regenwurm“, welches insbesondere den Anbau von Lebensmitteln unter biologischen und veganen Gesichtspunkten erfasste.
Seither bin ich Fan von bio-veganer Selbstversorgung, für die mir von 2004 bis 2009 ein ehemaliger Kartoffelacker auf Lehmboden zur Verfügung stand (siehe Bildergalerie rechts). Seit 2010 gärtnere ich nun am Haus nahe Cuxhaven auf Sandboden. Seit 2011 setze ich mich darüber hinaus im Biologisch Veganen Netzwerk auch für bio-vegane Landwirtschaft ein, in der Hoffnung, bald eine bio-vegane Solidarische Landwirtschaftsinitiative, wie die Gemeinschaftsgärtnerei Wildwuchs bei Hannover, in meiner Nähe zu haben, denn eine volle Selbstversorgung mit Lagerhaltung ist mir leider aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht möglich.
Der Unterschied zu anderen Gartenblogs & Co
Die meisten Garten-, Permakultur- und Selbstversorgerbücher, die ich gelesen habe bergen neben zahlreichen wertvollen Tipps immer wieder Anleitungen oder Empfehlungen, die mit meinem Verständnis von einer gerechten Welt so gar nichts gemein haben: Von Maßnahmen zur Bekämpfung bestimmter Tierarten über die Empfehlung von Schlachtabfällen und Mist zur Düngung bis hin zu Schlachtanleitungen. Marie-Luise Kreuter beispielsweise propagiert einerseits „Kein Krieg im Garten“ zu führen, wenn es um konkurrierende Insekten geht, aber wenige Seiten weiter bei der Düngung werden wie selbstverständlich wieder Knochenmehl, Hornspäne, Mist und Co aufgelistet. Krieg nein, Schlachten ja – wenn das kein Widerspruch ist.
In entsprechenden Blogs und Foren sieht es leider meist nicht anders aus. Ich möchte aber meiner Leidenschaft nachgehen, ohne andauernd mit Grausamkeiten konfrontiert zu werden – seien sie auch hinter scheinbaren „Normalitäten“ versteckt. Ich bin auf dem Land groß geworden und habe Dinge gesehen, die mich schon als Kind verstört haben. Da brauche ich heute nicht noch Menschen um mich, für die es normal ist, dass andere Tiere für menschliche Zwecke gezüchtet und ausgeschlachtet werden oder die gar fröhlich einen Tag über tolle Erlebnisse mit ihren Gänsen berichten und kurz darauf beschreiben, wie sie eine davon umgebracht haben und dieses ihrem Kind erklärten, mit der fadenscheinigen Begründung, „das sei nun mal notwendig, weil wir Tiere essen müssen“? Müssen wir eben nicht! Wir müssen uns auch nicht in ihre Fortpflanzung einmischen oder in ihre Sozialverbände eingreifen, wie es auch in der Bio-Tierhaltung üblich ist.
Kurzum: Mit diesem Blog hoffe ich auf einen gärtnerischen Austausch mit Gleichgesinnten oder zumindest aufgeschlossenen Menschen, für die es ebenfalls selbstverständlich oder zumindest vorstellbar ist, dass Tiere nicht dazu da sind, um von Menschen missbraucht zu werden, sondern um ihrer selbst willen diese Erde mit uns teilen.