Saft und Dünger aus Äpfeln (und Birnen)

Die Zeit der reifen Äpfel ist immer auch die Zeit, wenn es bei mir in der Keramik-Werkstatt hoch her geht, weshalb ich immer etwas unter Zeitdruck stehe. Die letzten Jahre haben wir dennoch selbst gepresst, was bedeutet: einen Nachmittag Äpfel sammeln und abends die Flaschen spülen. Tags darauf die Äpfel waschen, ausschneiden und vierteln, dann ab in die Küchenmaschine zum schreddern. Anschließend wird das Schreddergut in einer kleinen Edelstahl-Eichenholz-Kurbelpresse zusammen gequetscht und so entsaftet. Daraufhin wird der rohe Saft in einem 20-Liter-Topf auf etwa 85°C erhitzt (manche erhitzen nur auf 75°C). Zwischendurch habe ich die Pressrückstände im Garten als Dünger verteilt und später mit Laub abgedeckt.
Das alles ist recht zeitaufwändig, weshalb wir in diesem Jahr eine Möglichkeit gewählt haben, bei der uns die meiste Arbeit abgenommen wird: die Lohnmosterei, die ich weiter unten beschreibe.

Apfelsaft zu Hause selbst pressen

Diese Methode eignet sich für kleinere Saftmengen, wenn die nötige Zeit vorhanden ist. Dafür kostet der Saft auch nichts, eigene Flaschen können wiederverwendet werden und er schmeckt garantiert ganz besonders lecker!
In der Bildergalerie sind die einzelnen Schritte dargestellt (klick drauf):

Apfelsaft pressen lassen

In meiner alten Heimat im südlichen Niedersachsen habe ich in zwei ganz unterschiedlichen Lohnmostereien Saft in Flaschen pressen lassen: in der Obstpresserei Amelunxen, wo 1-Liter-Flaschen über Flaschenförderschienen durch den Raum liefen, so dass ich mir vor kam wie bei der Sendung mit der Maus. In Brevörde wiederum – in meiner kleinen feinen Lieblingsmosterei – ist noch weit mehr Handarbeit, Muße und viel Liebe zur Sache im Spiel, die Qualität sicherlich unübertroffen und wir konnten etwas mithelfen (waschen und etwaige Wurmstellen ausschneiden).

Nachdem dieses Jahr schon (zu) viel Zeit durch häufiges Apfelkuchen backen und Apfelmus machen für die Werkstattarbeit verloren ging, haben wir in unserer neuen Wohngegend nun glücklicherweise die Saftpresserei „Himmel & Erden“ zwei Ortschaften weiter in Nordleda gefunden [Update 31.02.2019: Die Mosterei wurde inzwischen leider geschlossen]. Klarer Vorteil gegenüber dem Selbstpressen: viele Arbeitsschritte fallen weg – innerhalb einer Dreiviertelstunde hatten wir das Obst aus- und den Saft wieder eingeladen – da bleibt sogar noch Zeit zum Bloggen 😉
Da nach Möglichkeit mindestens 100 kg Äpfel angeliefert werden sollten, haben wir nun auch fast dreimal soviel Saft, wie beim Selbstpressen: 55 Liter. In Nordleda haben wir auch erstmals in 5-Liter-Bag in Box – Behältnisse abfüllen lassen. So fällt der aufwändige Flaschenwaschvorgang weg und es kann wirtschaftlicher gearbeitet werden. Der äußere Karton kann beim nächsten Mal wieder mitgebracht werden. Der Saft hält in der angebrochenen Box bei richtiger Lagerung unter Luftabschluss etwa 4 Wochen.

Die Kosten belaufen sich auf 1,06 Euro pro Liter. Ein guter Preis für einen Saft ohne Pestizid-Rückstände, ohne Gelatineklärung oder fragwürdige Zusätze und aus veganem Anbau. Eine Abfüllung in Mehrwegglas statt Plastik hätte mir natürlich besser gefallen.
Schade ist, dass unsere 2 Sorten Birnen leider nicht im Waschwasser schwammen und deshalb nicht mit gepresst werden konnten – wo ich doch gerade die süße Birnennote so gern mit dabei gehabt hätte. Sie waren wohl schon zu reif.

Macht aber nix – der Saft ist trotzdem totaaaaaal lecker – wir hatten ja auch tolle Äpfel 🙂 Allerdings muss ich mir jetzt noch etwas mit den Birnen einfallen lassen. Vielleicht mache ich ein Birnen-Quitten-Crumble oder Birnenkompott.

ApfelblueteApfel-Dünger

Und den Trester konnten wir auch wieder mitnehmen. Der wird auf den Gemüsebeeten, unter den Beerensträuchern und Obstbäumen verteilt, leicht eingearbeitet und mit Laub, Tannenreisig oder ähnlichem abgedeckt. Ein schöner pflanzlicher Dünger für bio-vegan Gärtnernde – die Regenwürmer und anderen Bodenlebewesen freuen sich über das „vorgekaute“, leicht zu verarbeitende nährstoffreiche Material und erhalten die Bodenfruchtbarkeit aufrecht.

Nützliche Adressen und Danksagung

  • Nabu-Verzeichnis von stationären und mobilen Mostereien nach Bundesländern.
  • Mundraub setzt sich für die Förderung von Obst-Allmenden ein und vernetzt die Beteiligten Akteur_innen. Hier findet ihr auch eine Karte mit Obstbäumen, die frei verfügbar sind.

Danke an alle, die sich für den Erhalt alter Obstbäume und Streuobstwiesen einsetzen, an die Mosterei-Betreiber_innen und Nutzer_innen und Baumpat_innen, die zu einer sinnvollen Landschaftsnutzung und Ernährung beitragen.
Danke auch an das Mundraub-Team und an Ola, durch die wir an weitere Äpfel für unseren leckeren Saft gekommen sind.

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7 Kommentare

  1. Schöner Bericht wieder einmal! Besonders deine Fotos finde ich immer Klasse.
    Wir geben unsere Äpfel immer zur Mosterei Ott, die seit kurzem nach Gieboldehausen umgezogen ist (Landkreis Göttingen). Dort gibt es Austausch-Saft, also nicht von den eigenen Äpfeln. Die Leute sind sehr nett und erklären uns auch gern den Ablauf – das ist echt wie bei der Sendung mit der Maus! Äpfel-Förderband, Lagerturm, Waschanlage, Walzenpresse, Trester-Förderband. Und riesige Edelstahltanks, in denen man schwimmen könnte. Ich find’s super! Den Saft gibt es in 0,7-l Kronkorkenflaschen. 50 kg Äpfel bekommt man 40 Flaschen, also 28 Liter Saft. 1 Flasche naturtrüber Apfelsaft kostet dann 50 Cent. Jetzt haben wir 11 Kisten (ca 90 l) aus 162 kg Äpfeln, das reicht für das ganze Jahr und die ganze Familie. ☺

    1. Wow da habt ihr auch fleißig gesammelt. Dann entspricht der Liter bei euch 71 Cent. Inklusive Flasche? Ich hatte mich verrechnet bzw. etwa missverstanden – eine volle Box kostet 5,30.
      Bei Austauschsaft finde ich wichtig, dass keine gespritzten Äpfel genommen werden. Die Mosterei Finkenburg im Bremer Umland weist auf ihrer Homepage extra darauf hin, das finde ich gut. Die nehmen Birnen auch nur bis 15.10 für Mischsaft mit Apfel. Meine waren vielleicht schon zu reif, dass sie nicht mehr schwammen.

      1. Ja genau, 71 Cent pro Liter inkl Flasche plus Pfand. Das Obst ist ungespritzt. Äpfel sollen vollreif angeliefert werden, das ist je nach Sorte bei den Annahmezeiten zwischen September und November. Birnen dagegen sollen noch fester sein, also vor der Reife geerntet. Wir haben auch Quitten eingeliefert. Schön ist, dass es nicht nur reinen Apfelsaft gibt, sondern auch Apfel-Birne, Apfel-Kirsch, Apfel-Quitte… die kann ebenso verrechnen mit den angelieferten Äpfeln, kostet aber 70 Cent pro Flasche. Wir nehmen immer auch was anderes, dann gibt es mal Abwechslung ?

        1. Ach da brauchst du gar keine eigenen Quitten mitbringen, kannst aber trotzdem einen Mischsaft kaufen? Das ist natürlich toll. Ich hatte auch überlegt, meine 3 Quitten noch dazu zu tun 😉 Jetzt überlege ich, sie mit Weintrauben zu einer Marmelade zu machen …
          In der Kommune Buchhagen gab es neben Quittenapfelsaft auch Möhre-Apfel und Rote Beete-Apfelsaft. Ich kaufe dann mal eine Flasche Möhrensaft nud mische halt (sehr fein).

  2. Merkst du beim Selber Pressen Unterschiede in der Saft Ausbeute je nach Sorte? Und wie stark unterscheidet sich der Geschmack je nach Sorte – lohnt sich das sortenreine Pressen?

    1. Es gibt einmal saftigere Sorten und weniger saftige, das macht schonmal was aus. Aber wichtig ist auch die richtige Reife. Oft hörte ich, dass Leute schon im September pressen – das macht bei frühreifen Äpfeln vielleicht Sinn. Bei unreifem Obst ist die Saftausbeute höher, aber der Saft wird zu herb, weswegen in handelsüblichen Säften wohl auch Zucker zugesetzt wird. Ich habe immer lieber weniger Saft, dafür von hoher Qualität und natürlicher Süße (je reifer umso weniger Saftausbeute). Auch starker Pressdruck ist nicht nur positiv zu sehen (hohe Ausbeute), denn schlimmstenfalls werden auch die Kerne mit gequetscht, was wiederum Bitterkeit in den Saft bringt. In der kleinen Mosterei in Brevörde wird ein Ballonsystem verwendet, wo mit Wasserdruck ein Gummiballon aufgedehnt wird, der das Schreddergut vergleichsweise sanft an eine Edelstahlwand mit Löchern presst, so dass die Kerne ganz bleiben. Ich denke aber, dass es bei der Presse in Nordleda auch Spielraum gibt, so dass die Kerne nicht zerquetscht werden (das könnte sicher auch vorher abgesprochen werden). Bei unserer Zuhause können wir eh die Kurbel nicht voll anknallen, weil an einer Stelle schon geschweißt wurde, da bricht sonst was ab 😉
      In Brevörde wird der Saft im Idealfall vor dem Erhitzen etwas stehen gelassen, dann reift er noch etwas – was den Geschmack verbessern soll, aber vermutlich auf Kosten der Vitamine geht. Du siehst es gibt allerlei Fürs und Widers, je nach Vorgehensweise …
      Sortenreines Pressen habe ich nie ausprobiert, mir ist immer daran gelegen, eine gute Mischung, also sehr saftige und sehr süße Früchte und eben auch bis 1/4 etwa Birnen mit dabei zu haben.

  3. Hallo,

    ich habe die Haltbarkeit eines angebrochenen Saftpacks mal ausprobiert und einen 10 Liter Pack mehrere Jahre (!) in der Küche deponiert. Ab und zu mal für’s Sauerkraut Kochen was abgezapft und alle „heilig‘ Tage“ einen Schluck zum Schorle mixen, mehr nicht. Irgendwann war der Pack dann doch leer und der Saft war bis zum letzten Tropfen tadellos! Wie gesagt, das waren mehrere Jahre angebrochen. Ideal für „Wenigtrinker“ oder kleine Personen-Haushalte.

    Viele Grüße

    Petra

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